Bewerbungserstellung – ein Beispiel

Bewerbungsunterlagen

Motivationsschreiben: Durch Wollen zaubern!

Motivationsschreiben werden für die Bewerbung um Stipendien von Stiftungen oder Unternehmen und die Bewerbung um Studienplätze an privaten Hochschulen benötigt. Gelegentlich fordern auch Unternehmen ein Motivationsschreiben bei der Bewerbung oder nach dem Interview an. Im Folgenden gebe ich Ihnen Hinweise und Tipps, wie ein Motivationsschreiben aufgebaut und gefüllt werden kann und wie Sie dabei sehr authentisch Ihre Kenntnisse, Erfahrungen und beruflichen Vorstellungen zum Ausdruck bringen.

Im regulären Fall handelt es sich beim Motivationsschreiben um das eigentliche Bewerbungsanschreiben. Das Anschreiben ist dann eher ein Begleitschreiben, in dem der Grund der Kontaktaufnahme, wesentliche Informationen und die übermittelten Anlagen vermerkt werden. Das Motivationsschreiben ist jedoch deutlich persönlicher als ein übliches Bewerbungsanschreiben. Sie werden vor allem Ihren Wunsch (aber auch Ihre Befähigung) erläutern, eine Aufgabe übernehmen, ein Studium zu beginnen oder in einem Unternehmen arbeiten zu wollen. Da diese Erläuterung aber zusätzlich zum Bewerbungsanschreiben gegeben wird, möchten Sie darin dessen Inhalte nicht wiederholen, sondern vertiefen oder neue Aspekte einbringen. Die Betonung der Motivation liegt in der Natur der Sache: Motivationsschreiben werden von Nachwuchskräften für gehobene Positionen oder Ausbildungswege verfasst. Statt Kenntnisse und Erfahrungen können Sie hier also vor allem Potenziale und die Motivation ins Feld führen. Zur Abgrenzung von Motivationsschreiben und Bewerbungsanschreiben sowie anderen Bewerbungsunterlagen später mehr.

Zunächst eine kurze Begriffsdefinition: Unter einem Motivationsschreiben wird in Deutschland, wie eben kurz angerissen, eine Erläuterung Ihrer besonderen Motivation (und Eignung) verstanden für eine bestimmte Tätigkeit, eine bestimmte Ausbildung oder ein bestimmtes Studium, die sich an einen bestimmten Arbeitgeber, an eine bestimmte Hochschule oder eine bestimmte Organisation richtet. Die penetrante Wiederholung des Wortes „bestimmt“ macht schon deutlich, auf was Sie in einem Motivationsschreiben speziellen Bezug nehmen: auf Ihr Ziel. Denn bei einem Motivationsschreiben handelt es sich nicht, wie manchmal zu lesen ist, um eine sogenannte Dritte Seite, um ein Kompetenz- oder Kurzprofil, eine Leistungsübersicht oder sonstige Anlagen, die zwar ebenfalls Bestandteil von Bewerbungsunterlagen sein können (aber aus anderen Gründen) und die anderen Regeln folgen. In Österreich, der Schweiz und Frankreich wird das Bewerbungsanschreiben schon als Motivationsschreiben bezeichnet, wobei es sich dort von diesem nicht sonderlich unterscheidet.

Mancherorts wird ferner empfohlen, Argumente, die nicht mehr ins Anschreiben passen, in einem Motivationsschreiben unterzubringen. Es ist allerdings fraglich, ob dies bei Bewerbungen um ausgeschriebene Stellen sinnvoll ist. Meiner Erfahrung nach wird eine Bewerbung nicht interessanter, nur weil sie länger ist, sondern eher dann, wenn sie genau auf den Punkt kommt. Damit ist nicht gemeint, dass Bewerbungsunterlagen von erfahrenen Fach- und Führungskräften insgesamt nicht durchaus fünf oder mehr Seiten umfassen können – ohne zu langweilen –, aber dann sind auf diesen Seiten jeweils neue Informationen untergebracht. Ich empfehle die Erstellung eines Motivationsschreibens also nur dann, wenn ein solches auch gefordert ist.

Doch nun zum Praktischen: Es gibt keine verbindlichen Regeln für Aufbau, Inhalt und Stil eines Motivationsschreibens. Da es sich um ein eher persönliches Schreiben handelt, wird es auch individuell variieren. Trotzdem möchte ich Ihnen ein paar Hinweise und Tipps zu Aufbau, Inhalt und Stil geben, mit denen meine Kunden bei ihren Bewerbungen um Stipendien, Studienplätze an privaten Hochschulen oder als High Potentials in Unternehmen und Organisationen Erfolg hatten. Weitere Anregungen zu Inhalten des Motivationsschreibens finden Sie auf den Internetseiten der Unternehmen, Hochschulen oder Stiftungen, an die Sie sich im Einzelnen wenden.

Bei den folgenden Empfehlungen gehe ich davon aus, dass Sie noch ein separates Anschreiben verwenden, in dem Sie schon Bezug auf die Ausschreibung genommen und alle formellen Aspekte angesprochen haben. Sie sind also frei, sich im Motivationsschreiben ganz auf Ihre Wünsche und Vorstellungen zu konzentrieren.

Aufbau eines Motivationsschreibens

Wie gesagt gibt es keinen Standard, und ich habe mit verschiedenen Varianten gute Ergebnisse erzielt. Grundsätzlich aber ist es hilfreich, sich an den elementaren Aufbau einer Rede, eines Aufsatzes oder einer Präsentation zu halten: Überschrift – Einleitung – Hauptteil – Schluss. Der Hauptteil wird weiter untergliedert, sodass Sie Absätze erhalten, die in etwa sieben Zeilen lang sind. Falls Sie einen Lieblingsautor haben, können Sie von diesem auch ein Zitat voranstellen, das zu Ihnen und zum Anlass passt.

Inhalt eines Motivationsschreibens

Überschrift: Sie können Ihr Schreiben schlicht „Motivationsschreiben“ nennen. Aussagekräftiger wäre natürlich „Warum ich Arzt werden möchte“ (bei einer Bewerbung um einen Studienplatz in Medizin an einer privaten Hochschule), „Was ich als Entwicklungsingenieurin bei Ihnen erreichen kann“ (bei einer Bewerbung um eine Stelle/ein duales Studium in einem Unternehmen) oder „Mein Leben gehört der Musik“ (bei einer Bewerbung um ein Studienstipendium bei einer Stiftung).

Einleitung:In einem ersten Absatz, bestehend aus zwei, drei Sätzen, fassen Sie das Ziel Ihrer Bewerbung zusammen. Zunächst stellen Sie dar, was Sie erreichen wollen. Dann sagen Sie, dass das Studium, die Stelle, das Stipendium der Schlüssel dazu ist – zum Beispiel so:
„Seit dem Schlaganfall meiner Großmutter, verbunden mit dem Verlust ihrer Sprache, beschäftigen mich die Ursachen und Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Als Arzt möchte ich Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Therapie und Rehabilitation behandeln und durch meine Arbeit zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Das ausgezeichnete Studium und die Möglichkeit zur Spezialisierung wie auch das Peer-Learning- und das Alumni-Programm an Ihrer Hochschule sind die Bausteine, mit denen ich diese Ziele erreichen kann.“

Hauptteil:Der zweite bis vierte oder fünfte Absatz konzentriert sich dann auf die Beantwortung folgender Fragen:
Was sind meine herausragenden Kenntnisse und Fähigkeiten?
Aus welchen Gründen sollte ich den Studienplatz (die Stelle, das Stipendium) bekommen?
Warum passe ich besonders gut an die Hochschule (in das Unternehmen, das Förderprogramm)?
In welcher Beziehung steht das Studium (die Stelle, das Stipendium) zu meinem bisherigen Werdegang (jüngere Menschen denken dabei auch an Ehrenämter und Hobbys)?
Auf welche Weise wird mich das Studium (die Stelle, das Stipendium) weiterbringen?
Wie kann ich die Ziele der Hochschule (des Unternehmens, des Förderprogramms) unterstützen?
Welche beruflichen und persönlichen Ziele möchte ich erreichen?

Wenn wir beim Beispiel der Bewerbung um einen Studienplatz bleiben, könnte der erste Absatz so lauten:
„Bis zur zehnten Klasse hatte ich keine Lieblingsfächer und meine Noten waren durchschnittlich. Dann erlitt meine Großmutter einen Schlaganfall und wir nahmen in Biologie gerade den Menschen und seine Organe durch, sodass ich im Unterricht viele Fragen stellen konnte, die mich zu der Zeit beschäftigten. Zum ersten Mal machte es mir Spaß, etwas zu lernen, und ich hatte einen Grund, warum ich Zusammenhänge verstehen wollte. Meine Leistungen verbesserten sich um ein bis zwei Noten, zuerst in Biologie und Chemie und später auch in anderen Fächern. Im Abitur habe ich dann gezielt Biologie, Mathematik und Deutsch als Leistungskurse sowie Religion und Sport als weitere Prüfungsfächer gewählt. Damit konnte ich mir eine gute Grundlage an naturwissenschaftlichem, aber auch ethischem Wissen schaffen, die mir in meinem Studium und im späteren Beruf zugutekommen wird.“
Danach folgen drei bis vier weitere Absätze, bis die oben genannten Fragen beantwortet sind.

Schluss: Alles Wesentliche haben Sie gesagt, nun geht es nur noch darum, eine Schlussformulierung für das Motivationsschreiben zu finden. Wie bei einer guten Rede fasst der Schluss das Gesagte zusammen. Wieder für das Beispiel:
„Ausgehend von meiner persönlichen Motivation habe ich Ihnen die Gründe für meinen Wunsch, an Ihrer Hochschule Medizin zu studieren, dargelegt. Es würde mich sehr freuen, wenn diese Gründe und meine Voraussetzungen Sie überzeugen und Sie mich zum weiteren Auswahlverfahren zulassen.“

Stil eines Motivationsschreibens

Auch der Stil eines Motivationsschreibens ist abhängig vom Bewerber oder von der Bewerberin. Zwar sollten Sie sich um eine gehobene Sprache bemühen, doch dabei authentisch bleiben. Was kann das konkret bedeuten? Vermeiden Sie eher verkürzte oder umgangssprachliche Wendungen (wie „Akquise“ oder „händeln“, obwohl der Duden diese mittlerweile kennt) und verzichten Sie auf Fremdwörter, wenn diese nicht unbedingt nötig sind. Plattheiten, Standardformulierungen und Übertreibungen sowie Füllwörter, Wortungetüme und Floskeln („insbesondere auch“, „mit Bezugnahme auf“, „in Abhängigkeit von“) sagen wenig aus und verwässern die Aussagen. Allein diese Hinweise zu berücksichtigen beschert Ihnen einen eher schlanken, konzentrierten, vor allem aber verständlichen Stil. Wenn Sie dann noch die Regeln der Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik beachten, haben Sie ein wirklich gutes Schreiben erstellt.

PS: Sind Sie bei der Beispielformulierung für den Schlussabsatz („Es würde mich sehr freuen …“) über den Konjunktiv gestolpert? Für viele Bewerbungsexperten ist der Konjunktiv eine Art Flaschengeist: Er darf auf keinen Fall freigelassen werden. Als würde ein kleiner Konjunktiv ein ganzes Anschreiben korrumpieren können. Meines Erachtens tun ein wenig Höflichkeit und Zurückhaltung aber gut und sie schmälern auch nicht den Eindruck von Selbstbewusstsein, Souveränität und Überzeugungskraft, den Sie durch eine durchdachte, schlüssig vorgetragene Argumentation erzeugt haben. Ganz im Gegenteil: Gezielt eingesetzt, können sie diesen sogar noch erhöhen!

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